Montag, 20. April 2009

Wieder daheim!

Nun bin ich wieder daheim und versuche, möglichst viel von den Erlebnissen festzuhalten und liebevoll in meinem Herzen zu bewegen. Es ist ein bisschen erschreckend, wie schnell man wieder die Alte ist, ich habe mich in den ersten Tagen total unter Druck gesetzt, wollte die Effizienz in Person sein und ganz, ganz viele Dinge am besten schon in den ersten Tagen erledigen. Jetzt gönne ich mir wieder ein bisschen mehr afrikanische Gelassenheit und hoffe, dass ich das auch weiterhin behalten kann. Als Fazit kann ich sagen, dass diese Reise ein wirklich einmaliges Erlebnis war und ich muss ganz demütig feststellen, dass ich in jeder Hinsicht unglaublich viel Glück hatte. Ich hatte weder gesundheitliche Probleme, noch hatte ich Überfälle oder ist mir irgendetwas gestohlen worden (nein, ich verliere die Sachen ganz von alleine). Meine Kamera hat das Bad im Bunyonisee überlebt (nach kurzem stationärem Aufenthalt) und geht wieder ganz tadellos. Meine Fotos konnte ich trotz Viren auf den Speicherkarten alle retten. Vor allem aber habe ich überall wunderbare, liebe, herzliche und freundliche Menschen getroffen, nicht nur, aber vor allem Afrikaner, und mein Herz bleibt ein bisschen in Afrika. Dieses Geschenk der acht Monate voller Gelassenheit und ohne Stress hoffe ich noch lange achten zu können, in dem ich etwas von meinem "Reiseselbst" (da bin ich echt viel netter ;-) mit in den Alltag hier nehme und auch mehr Ruhe nach Außen hin strahlen kann. Zu diesem Reiseselbst gehören auch Positivität, Offenheit und eine Riesenportion Humor. Damit kommt man sehr gut rum, wie ich erfahren durfte.
In diesem Sinne, möchte ich mich auch bei allen meinen Lesern und den Freunden bedanken, die mich während all der Zeit begleitet und unterstützt haben und die mich jetzt so herzlich wieder in Deutschland begrüßen. Es war ne geile Zeit!

Sonntag, 19. April 2009

Meine Massai

Ja, ich war also in der letzten Woche noch bei den Massais in der sogenannten Massai-Steppe westlich von Handeni. Und es war das Highlight meiner Reise. Ganz anders als befürchtet, leben diese Massai noch (fast) ganz unberührt von Zivilisation, ohne Strom, fließend Wasser oder sanitäre Anlagen, ganz verbunden mit ihrer Tradition, und ich bin unendlich dankbar, dass ich daran teilhaben durfte. Ich bin empfangen und umsorgt worden wie eine Fürstin, war ich doch die erste Weiße, die je in diesem Dorf zu Besuch war. Man hat mich mit Achtung und Neugier, aber doch sehr angenehmer Distanz empfangen, mir die schönste und größte Hütte freigemacht und mich mit Tee und Reis versorgt. Dann wurden mir schon sehr bald die ersten Krankheiten präsentiert: Nabelbrüche bei 2jährigen, entzündete Haut nach Insektenbissen (oder war es die Krätze?) bei einem anderen Kleinkind. Immer wieder habe ich versucht zu erklären, dass ich keine Ärztin sei, und nicht wirklich wisse, was da zu tun ist, um dann doch in meiner Reiseapotheke zu kramen, ob ich eventuell Linderung schaffen kann. Am zweiten Tag wurde eine Ziege zu meinen Ehren geschlachtet und ich durfte bei allem dabei sein und von allem kosten (nur das Blut wollte ich nicht trinken, das haben sie allerdings auch gut akzeptieren können und mit einem Lachen quittiert). Ansonsten bestanden die Mahlzeiten aus Reis, auf Risottoart zubereitet und sehr, sehr lecker. Dreimal täglich. Ich hätte noch die Alternative des obligatorischen Maisbreis gehabt, Ugali, aber der ist nahezu geschmacklos, und da es keine Beilagen gab, habe ich darauf lieber verzichtet. Die Gespräche mit dem Familienältesten, immer durch seinen Sohn übersetzt, waren geprägt von großer Achtung und gegenseitigem Interesse. Fast habe ich mich gefühlt wie bei einer Audienz. Trotz fehlendem Badezimmer habe ich jeden Abend geduscht, manchmal sogar mit warmem Wasser, und auf dem Bett aus Ästen, Zweigen mit Blättern (als Lattenrost und federnder Unterlage) sowie zwei Rinderfellen, habe ich sehr gut schlafen können. Die Toilette konnte ich irgendwo im Wald suchen und wie ich lernen durfte, gibt es dort sogar "Toilettenpapier", man muss nur aufpassen, dass man dazu nicht die falschen Blätter nimmt, kann sehr schmerhaft werden und ist mir leider passiert! Und nun bin ich auch noch stolze Besitzerin einer Kuh. Es ist noch eine sehr junge Kuh, aber sie wird wohl sehr bald kalben und wenn ich (vielleicht) in einem Jahr wiederkommen werde, hat sie vermutlich schon drei Kälbchen geworfen. Somit kann die Rinderzucht (dort ganz dem Zufall und dem Geschmack der Kühe überlassen) nun ein kleiner Nebenerwerb werden :-)
Massai Schwestern
Meine Schwestern...
Kühe, Schafe und Ziegen sind die Hauptnahrungsquelle, aber auch die Lebensgrundlage für den Handel, denn sie müssen die Tiere verkaufen, um Reis und Maismehl oder andere Grundnahrungsmittel zu kaufen. Feldbau wird kaum betrieben.
Die Jungen sammeln Holz...
... und hüten das Feuer.
Das Schlachten des Viehs ist Sache der Männer und wird in einiger Entfernung der Boma durchgeführt. Das Tier wird zu 100% verwertet und das frisch gebratene Fleisch darf von den Kriegern nur im Freien gegessen werden. Den Frauen wird das Fleisch in die Hütte gebracht (ich habe allerdings nicht gesehen was und wieviel, denn ich durfte als Ehrengast mit den Männern essen).
Das frische, noch warme Blut... angeblich eine Köstlichkeit, ich habe es nicht übers Herz gebracht!
Samwel

Dienstag, 7. April 2009

White Water Rafting auf dem Nil

Also, das habe ich jetzt auch hinter mir. Wildwasserflossfahren auf dem Nil mit Rapids der Schwierigkeitsstufe 5, wobei uns unser Guide erklaert hat, Stufe 6 waere Mord! Na, dann prost! Ich muss auch sagen, ich hatte vorher gar keine Angst und waehrend dessen immer mehr. Mir war das zu viel Adrenalin und ich habe mal wieder gemerkt, dass Wasser einfach nicht mein Element ist. Als doppeltes Erdzeichen habe ich keinen einzigen Planeten in einem Wasserzeichen! Was mach ich da im Fluss? Im laengsten der Erde? Wir sind natuerlich "geflippt", ich bin auch gleich zu Anfang an einer sehr bloeden Stelle ueber Bord gegangen und ausserdem habe ich mir das Knie auf einem Fels aufgestossen, als es einen Wasserfall runter ging. Trotzdem ging alles eher sehr glatt in unserem Floss und wir hatten miteinander Spass und eine tolle "Fuehrerin". Trotzdem, ich muss es einfach sagen: ich bin dafuer einfach jetzt zu alt, das viele Adrenalin bekommt meinem Körper nicht und ich fühle mich dann einfach nicht mehr gut. Aber es hat irgendwie auch Spass gemacht. Mir jedoch sind die Abenteuer lieber, bei denen ich die Kontrolle habe und etwas machen kann. Ansonsten Fazit Uganda: Ganz interessantes Land mit wieder einmal sehr netten Menschen, die allesamt sehr gut Englisch sprechen und ein hohes Bildungsniveau und viel Interesse an mehr Bildung haben. Ich moechte hier wieder hin, denn ich habe nicht genug von diesem faszinierenden Land gesehen. Wenn ich also meine Afrikapilgerreise irgendwann fortsetze, dann werde ich sie in Uganda wieder aufnehmen. Und zwar an der Quelle des Nils! Jetzt breche ich heute zu meinem letzten Abenteuer auf, ich fahre in ein Massaidorf in der sogenannten Massai-Ebene. Dort bin ich eingeladen und ich weiss gar nicht, was mich dort erwartet, will sagen, wieviel Urspruenglichkeit dort noch herrscht, wie einfach die Menschen leben und wie hart die Armut ist. Schliesslich kann man ja schlecht sowas fragen wie:"Wohnt ihr da noch in einfachen Huetten? Habt ihr Strom und fliessend Wasser (wahrscheinlich eher nicht). Ich muss mich ueberraschen lassen. Das einzige, was Samwel einmal meinte ist, dass das Massaidorf nichts fuer mich waere, weil es da keine Zigaretten und kein Bier gibt :-/ Also, wie lange ich dort bleibe, weiss ich nicht, aber jedenfalls wird das mein letztes grosses Abenteuer und dann fliege ich am 14.4. endlich und endgueltig wieder nach Deutschland.

Freitag, 3. April 2009

Und was mir fehlen wird...

Durch die Strassen zu laufen und ueberall winkend begruesst zu werden... Im Bus oder auf der Strasse immer wieder ein Schwaetzchen halten koennen, ohne als nicht ganz dicht angesehen zu werden. Die Verehrungskraefte der Menschen hier. Die Geduld der Menschen. Der Humor. Die offenen Kinder... die so gar nicht verwoehnt sind und geduldig stundenlange Busfahrten auf sich nehmen. Das deftige Lachen der Frauen...

Worauf ich mich freue!

Butter, Kaese, Roggenbrot... Gutes Muesli und Naturjoghurt Spargel mit rohem Schinken Gruener Salat... Eine Waschmaschine, in die ich alles einfach reinstopfen kann, ohne von Hand waschen zu muessen. Theater, Konzerte, Kino und Stadtbummel Ein geregeltes Arbeitsleben (wird vielleicht noch ein wenig auf sich warten lassen). UND NATUERLICH AUF EUCH ALLE!

Kampala im Regen...

Man hatte mich vorgewarnt! Ende Maerz beginnt der grosse Regen. Und das ist jetzt auch so. Auch wenn es immer wieder schoene Abschnitte gibt, in denen es ploetzlich wieder sehr warm wird und die Sonne scheint, regnet es doch immer wieder sehr stark und verdammt lange. Ich dachte, das muss ich auch mal schreiben, nachdem ich euch immer so mit schoenen Berichten "genervt" habe. Wenn es hier regnet, dann wird auch alles gleich sehr schlammig und dreckig und in den Strassen fliessen Baeche. Dafuer sind auch die riesigen Loecher und Graeben da, vor denen ich immer so Angst habe, weil ich befuerchte, dass ich in meiner Schusseligkeit mal in ein so ein Loch falle. Ansonsten ist Kampala eine recht moderne Stadt mit grossem Angebot. Und dennoch sehr afrikanisch. Also z. B. gibt es hier einen wirklich toll sortierten Buchladen mit so ziemlich allem, was das Herz begehrt (das habe ich seit Kapstadt nicht mehr gesehen) und davor sitzen Frauen auf dem Boden und verkaufen auf einer Plastikplane auch Buecher, Kalender und Heftchen... Fortbewegen kann man sich mit sogenannten Minibustaxis (matatu) oder mit Motorradtaxis (boda-boda). Die schlaengeln sich abenteuerlich durch den Verkehr, kreuz und quer und ueber Bordsteine und so eng an den Autosspiegeln vorbei, dass ich manchmal einfach die Augen zu machen muss, um nicht einen Herzkasper zu bekommen.... Heute waren wir auf einen kleinen Wochenmarkt, der aber sehr schnell ins Wasser fiel. Jetzt peitscht der Regen schon seit einer Stunde gegen die Fenster. Noch etwas. In Kampala gibt es ganz viele Marabus, die sich durch die Luefte schwingen. Ich finde sie ziemlich unheimlich, mit ihren nackten Hälsen. Aber sehen sie nicht wie zerzauste Schulmeister aus?

Donnerstag, 2. April 2009

Das zwoelfte Land: Uganda

Marktszene am Lake Bunyoni
Seit dem 29. Maerz bin ich jetzt in Uganda und wieder bedeutet ein neues Land auch einen kleinen Kulturschock. Vieles ist zwar immer ganz aehnlich wie im Nachbarland, aber die Gesamtatmosphaere ist immer wieder anders. An jeder Grenze stuermen die Geldwechsler auf einen zu und draengen einen Geld zu wechseln. Dumm ist dann, wenn man den Umrechnungskurs nicht kennt. Dann muss man verschiedene Fragen und nach vielen Antworten kristallisisert sich dann eine Richtung heraus. Dann kann man mit Taxis weiterfahren. Sogenannte shared taxis. Da quetschen sich dann bis zu neun Leute (einschliesslich Fahrer) in ein Auto. Diesmal waren Gott sei Dank keine Weather Girls dabei. In Ruanda gibt es das uebrigens so nicht. Die Menschen in Uganda sind noch mal auffallend hoeflicher, sehr, sehr hilfsbereit und interessiert, und fast vornehm in ihrem Auftreten. Immer wieder tritt einer auf mich zu, fragt, wie es geht und bedankt sich dann fuer die Auskunft. Manchmal ist mir das fast zu viel. immer wieder zu versichern, dass es mir gut geht, dass man gut geschlafen hat... dass einem Uganda sehr gut gefaellt... Man hat hier mehr "gesellschaftliche Verpflichtungen" als daheim.
Wunderschoener Bunyonisee
Ansonsten ist es auch hier wunderschoen, huegelig, bergig, viel Gruen, ein romantischer See (Bunyoni) und eben auch die Nilquelle, auf der ich am Wochenende Whitewater Rafting machen werde! Hab ich noch nie gemacht, und jetzt gleich richtig schwierig, bis Stufe 5... Naja, wenn schon, denn schon, ich werde berichten... Und andere haben es auch ueberlebt. Diese etwas traurig aussehende Insel (es war leider sehr bewoelkt an diesem Tag) heisst Punishment Island. Dort hat man bis zu Beginn des 20. Jahrhundert unverheiratete schwangere Maedchen hingeschleppt!!! Also, da waere ich dann auch gelandet. Die meisten sind tatsaechlich bei dem Versuch ans Festland zu schwimmen gestorben. Aeltere, nicht genug begueterte Maenner konnten sich dort "bedienen", wenn sie wollten, aber das Stigma war gross. Naja, ich sags ja, man muss einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Schwein gehabt! Tja, und am Ende dieser Bootsfahrt ist mir dann die Kamera ins Wasser "gehuepft". Seither (drei Tage) ist sie bei der Reparatur. Immerhin habe ich die Memory Card schon retten koennen... Wenn ich Glueck habe, laesst sich auch die Kamera wieder benutzen...

Mittwoch, 1. April 2009

Einmal Kongo und zurueck

Ja, ja, ja, ich war auch im Kongo, allerdings nicht sehr lange, dann haben sie mich wieder zurueckgeschickt, vorher fast verhaftet, aber ich will von vorne anfangen. Auf Grund einer falschen Informationen ging ich davon aus, dass Bundesbuerger kein Visum fuer die Demokratische Republik Kongo brauchen (hatte man uns so an der Grenze gesagt). Und da wir in Cyangugu ganz im Suedwesten Ruandas ganz nah an einem Grenzstaedtchen waren, beschloss ich den Vormittag im Kongo zu verbringen. Also, ich bin aus Ruanda mit allem drum und dran ausgewandert und ueber die Bruecke in den Kongo marschiert. Die Bruecke habe ich noch unbeschadet fotografiert und ueberschritten, als ich dann das Schild mit DRK knipsen wollte, wurde ein Offizieller sehr laut und hat mich angeherrscht, was ich da mache, dafuer koennte ich verhaftet werden. Ich mich in aller Form entschuldigt, erklaert, wer ich bin und was ich hier will, ein Hoechstangebot an Charme aufgefahren... Er wurde etwas milder, hat mich aber dahin eskortiert, wo man um Erlaubnis fragen muesse, wenn man ein Schild fotografieren will. (Ich wollte das schon laengst nicht mehr). Ausserdem meinte er, man koenne nicht ohne Visum einreisen, aber das muesste ich noch genauer rausfinden. Also wurde ich zur Einwanderungsbehoerde eskortiert (dass er mich nicht am Handgelenk gepackt hat war alles), dort sassen in einer kleinen Huette ein paar Maenner und Frauen, uniformiert und in zivil an ganz einfachen Tischen. Einer von ihnen hatte ein schreiend rosa Hemd an, mit Krawatte, (ich konnte mir grad noch verkneifen, den zu fotografieren). Ich wurde von allen mit Handschlag begruesst und dann in ein Nebenkaemmerchen gefuehrt. Der Offizielle dort hat mir dann leider mitteilen muessen, dass man immer 50 $ zahlen muss, egal ob fuer einen Tag oder einen Monat und egal woher man kommt... Dann hat er mir noch dezent zu verstehen gegeben, dass wenn mir wirklich viel an dem Foto von dem depperten Schild laege, dann liesse sich das einrichten, es sei "bezahlbar". Ich habe ihm charmant ins Gesicht gelacht. Er wollte mir auch nicht einfach so einen Stempel geben, damit ich einen Kongostempel im Pass habe... Obwohl das sicherlich auch bezahlbar gewesen waere... Tja, also wurde ich zurueck eskortiert und sicher wieder ueber die Bruecke nach Ruanda gebracht. Zwischendrin, auf diesen etwa 200 Metern war aber viel Betrieb, Menschen die in beide Richtungen stroemten, meist mit Marktwaren. Und wieder auffallend viele verkrueppelte Menschen. Grosse Armut. Irgendwie erschreckend. Und die Grenzbeamten hatten so eine ganz merkwuerdig Mischung aus agressiver Bedrohlichkeit und ueberbordendem Charme. War recht merkwuerdig. Hat sogar mich ein bisschen beunruhigt, habe gespürt, dass ich dort wirklich vorsichtig sein muss. Ach ja, a propos Korruption, auch in Burundi sind wir immer wieder mehr oder weniger direkt aufgefordert worden, doch "une geste", eine Geste zu zeigen... Einmal hat Nicolas, der Belgier, dann einfach ganz beherzt nach der Tuete Bonbons gegriffen und dem Beamten eine Handvoll Bonbons gegeben. Ich habe die Luft angehalten, aber der Typ hat gestrahlt, und war zufrieden. Wir konnten weiterfahren... Unglaublich! Ein andermal haette ich Juhu schreien koennen, wie ein Beamter um den LKW schlich und offensichtlich fieberhaft ueberlegte, wie er jetzt an Geld von uns kommen koennte. Das Gegruebel war ihm wie einem Kind ins Gesicht geschrieben. Also, Fazit: Mit Humor kommt man hier ziemlich gut durch.
Bitte zu beachten, im Hintergrund, das verbotene Schild

Und ab nach Burundi

Nachdem ich in Ruanda gehoert habe, dass die Grense nach Burundi offen ist und es moeglich, wenn auch nicht ganz ungefaehrlich ist, nach Burundi einzureisen, habe ich mich davon natuerlich nicht mehr abhalten lassen. Bujumbura, die Hauptstadt soll sehr reizvoll sein und ihre Lage am Tanganyikasee erst recht. Es traf sich gut, dass die belgische Familie, mit der ich schon zwei Tage entlang des Kivusee in ihrem Truck gereist bin, auch unterwegs nach Burundi war. Nachdem es von Butare aus keine Platz im Bus mehr gab, haben sie mich freundlicherweise auch weiterhin mitgenommen. Burundi hat einen ganz aehnliche Vergangenheit wie Ruanda (erst deutsche, dann belgische Kolonie, Rivalitaeten zwischen Tutsis und Hutus, Buergerkrieg bis 2004!) und ist doch ganz anders. Schon gleich nach der Grenze meint man den Unterschied zu spueren. Die Frauen sind sehr bunt gekleidet, mit besonderer Vorliebe fuer grelle Farben, Gelb, Orange, Pink vor allen Dingen. Auch der Empfang ist stuermischer, laut johlend heisst man uns willkommen. Man faehrt bedeutend agressiver, hupt haeufiger. Die Motorradtaxifahrten in Bujumbura werden zur richtigen Mutprobe. Einmal steige ich abends auch in einen Bus in Bujumbura in Richtung Stadt und werde lautkreischen, mit Applaus und Gejohle empfangen, begruesst, befragt und eingeladen. Richtige Partystimmung (es war auch Wochenende). Freitagabend gehe ich mit Einheimischen aus und es ist wirklich viel los. Das Publikum ist sehr international, aus naeherer und weiterer Umgebung. Aber alles Leute, die hier auch leben. Die Praesenz des Militaers ist immer noch sehr stark, auf dem Land und in der Stadt, ausserdem wimmelt es vor UN-Mitarbeitern und Entwicklungshelfern. Touristen gibt es so gut wie gar keine. Der Strand ist wirklich hinreissend huebsch. Man waehnt sich an der Cote d'Azur, weisser Strand, Palmen, ein frischer Wind... und Wellen. Ich habe ein paar ganz relaxte Tage ldort verbracht, relaxter als beabsichtigt, weil die Belgier mit meinem Fuehrer fuer zwei Tage verschwunden waren, und ich nicht wusste, wann sie wiederkommen wuerden. Hat mich ein bisschen genervt.

Ruanda Rundreise und anderer Blickwinkel...

Zwei Wochen Ruanda liegen hinter mir und mit der Zeit veraendert scich auch immer wieder der Blickwinkel. Im Gegensatz zu Kigali ist das laendliche Ruanda noch sehr "afrikanisch" und auch deutlich aermer als die chicken Staedter. Aber das Land ist wunderschoen. Seit dem Buergerkrieg gibt es keine Hutus mehr und keine Tutsis, nur noch Ruander (Menschen aus Ruanda?) Man darf die einzelnen Ethnien gar nicht mehr benennen und die Menschen tun das auch nicht mehr. Aber sind Konflikte damit beigelegt? Koennte ein neuer sein, dass man sich von der Regierung her entschlossen hat, dass das Land ab jetzt nicht mehr frankophon, sondern anglophon wird. Ab naechstem Schuljahr wird nur noch Englisch als erste Fremdsprache unterrichtet. Woran das liegt? Viele der ins Land zurueckgekehrten Fluechtlinge (Tutsis, wage ich zu unterstreichen) waren in Uganda oder gar in Uebersee und sind somit englischsprachig. Die im Land gebliebenen oder in den Kongo und nach Burundi gefluechteten (Hutus...) sind franzoesischsprachig... Eine nicht unproblematische Situation. In Ruanda wird ueberall gearbeitet und die Menschen sind eher schuechtern und zurueckhaltend... Wie die Deutschen, hat ein kroatischer Franziskanermoench gemeint, den ich in Burundi getroffen habe. Brauchts da Parallelen, bei den geschichtlichen parallelen? Genug fuer heute!
Blick auf den Kivusee

Mittwoch, 18. März 2009

Ob ich nie Angst habe oder so?

Das werde ich immer wieder gefragt. Nein, Angst habe ich eigentlich nie. Mir wird so viel geholfen, hier ist immer jemand, der ganz ungefragt auf mich aufpasst oder im richtigen Moment dasteht. Ausserdem muss ich sagen, dass die Afrikaner eine ganz grosse (fast absurde) Hochachtung haben vor uns Weisen. Vorsichtig gesagt, weiss ich das zu nutzen. Aber es ruehrt mich auch und ich versuche es nicht auszunutzen. Also, nein, Angst muss man keinen haben. Aber vieles ist fremd und man muss auf alles gefasst sein und Abenteuer lieben. Und offen sein fuer die Menschen hier. Afrikaner (fast alle Nationalitaeten, die ich bisher kennen gelernt habe), haben einen grossen Sinn fuer Humor und wenn man Witze macht, dann moegen sie dass sehr gern. Und wenn man ueber sich selbst lachen kann, dann ganz besonders. Daher komme ich hier glaube ich besonders gut zurecht, denn ich mache gerne Witze ueber mich selbst. Insofern ist es viel einfach hier in Afrika zurecht zu kommen als in Europa. Alle sind auch immer total neugierig und wollen wissen, was ich so mache. Das heisst, man ist auch nie allein. Das wiederum ist manchmal ein Problem! Privatsphaere scheint ein Fremdwort zu sein und ich stand schon heulend am Hafen und der Typ, der mich angequatscht hat, und den ich gebeten habe, mich einfach allein zu lassen, wollte einfach nicht gehen. Das kann dann schon auch sehr nerven! Man muss auch bereit sein mit jedem ein paar Worte zu wechseln. Ich gebe gerne bereitwillig Auskunft, woher ich komme, was ich mache, und so weiter. Das wird honoriert. Ich glaube, dieser Austausch und diese Bereitschaft zur Kommunikation wird mir sehr fehlen, wenn ich wieder in Europa bin. Wie auch der Humor der Menschen, das Interesse und die Hilfsbereitschaft.

Ruandas Vergangenheit

Ich habe wirklich das Beduerfnis noch mehr ueber Ruanda zu schreiben. Bisher habe ich euch ja eher verschont mit irgendwelchen historischen oder politischen Abhandlungen. Aber was ich hier erlebe, ist einfach unglaublich. Wer den Film "Hotel Ruanda" gesehen hat, hat vielleicht ein etwaiges Bild. Ich weiss aber noch, dass mir im Film alles sehr weit weg erschien, und unglaublich, eben doch eher nur eine Geschichte, die erzaehlt wird. Jetzt hier am Ort des Grauens von vor 15 Jahren zu sein ist unvorstellbar und beeindruckend zugleich. Zur Geschichte: Im April 1994 begann hier ein Voelkermord der Hutus an den Tutsis, der in 100 Tagen des Wahnsinns ueber eine Millionen Tote gefordert hat. Schon im Vorfeld gab es Morde, Menschen die einfach verschwunden sind und vor allem Schikanen an den Tutsis. Angelegt wurde diese wahnsinnige Unterscheidung zwischen den Staemmen eigentlich erst richtig von der belgischen Kolonialmacht. Die richtete Paesse ein, in denen der Stamm vermerkt war, wobei die Einteilung nach Bestand an Kuehen festgelegt wurde. Ich glaube mich zu erinnern: mehr als 17 Kuehe: Tutsi, also reich und mit Fuehrungsanspruch; weniger als 17 Kuehe, Hutu, und damit minderwertig. Die Belgier habe das Prinzip "Teile und Herrsche" sehr geschickt ausgenutzt. Fuer diese Diskriminierung haben sich die Hutus dann mit Erhalt der Unabhaengigkeit geraecht. Ueber Jahrzehnte waehrte ein Buergerkrieg, der in den 100 Tagen des Wahnsinns 1994 endete. Nachbarn habe sich gegenseitig abgeschlachtet, meist nur mit Knueppeln oder Buschmessern bewaffnet. Menschen, vorallem auch Frauen und Kinder, wurden gefoltert, verstuemmelt, vergewaltigt und die Leichen blieben einfach in den Strasse, auf den Feldern, in den Haeusern liegen. Tausende, die sich in Kirchen gefluechtet hatten, wurden dort teilweise von den Geistlichen persoenlich verraten und die franzoesische Armee, die den Auftrag der Friedenssicherung hatte, hat auch eine ueberaus dubiose Rolle gespielt und viele Tutsis an die Hutus ausgeliefert. Ueber dem ganzen Land lag ein Geruch der Verwesung. Zu den geschaetzten 1,4 Millionen Opfern kamen zwei Millionen Fluechtlinge, die in die Nachbarlaender stroemten und in den Auffanglagern litten (und dort weiter instrumentalisiert wurden fuer den Rassenwahn.) Die Frauen wurden teilweise gezielt vergewaltigt, und zwar bevorzugt von HIV-positiven Anhaengern der Miliz. Aus diesen Greuelakten sind unzaehlige Kinder entstanden - und natuerlich auch ein verschaerftes HIV-Problem. Heute sieht man viele verstuemmelte Menschen in den Strassen, denen Haende, Arme oder Beine fehlen. Und sie sind teilweise sehr jung, man kann sich vorstellen, dass sie den Alptraum als Kinder erlebt haben. Mein Kontaktmensch in Ruhengeri, der mich zu den Gorillas gebracht hat, war gerne bereit mir seine eigene Geschichte zu erzaehlen und ich war sehr beeindruckt von seiner Offenheit. Ich hatte den Eindruck, dass es ihm wichtig ist, ueber die Geschehnisse und ueber seine Erfahrungen zu berichten. Hobbard hat seine Mutter und zwei Brueder, darunter sein Zwillingsbruder, bei dem Voelkermord verloren. Er war damals zwoelf Jahre und konnte mit seiner 10jaehrigen Schwester nach Uganda fliehen, wo er uber zwei Jahre in Fluechtlingslagern verbracht hat, ohne zu wissen, was mit seiner Familie ist. Zum Glueck hatte er nichts von dem mitbekommen, was mit seiner Familie beschehen ist. Seine grosse Schwester, die Zeuge des Mordes an ihrer Mutter wurde, leidet heute noch enorm an den Folgen und ist psychisch sehr instabil, besonders wenn der Jahrestag im April naht. Sein Vater wurde so schwer verletzt, dass er zwar den Voelkermord ueberlebt, aber doch fuenf Jahre spaeter an den Folgen seiner Verletzungen gestorben ist. Ich war Hobbard sehr dankbar fuer die intensiven Gespraeche und die Offenheit. In den Strassen trifft man einige mehr oder wenig Verrueckte und man kann sich gut vorstellen, dass sie auf Grund des Erlebten wahrscheinlich einfach den Verstand verloren haben. Gerade heute ist mir einer nachgerannt, wollte unbedingt mich begruessen und anfassen, und dann natuerlich Geld. Ein bisschen mulmig war mir da schon, aber mir wurde gleich von allen Seiten geholfen und er wurde weggeschickt. Das ist es eben, was mir am unglaublichsten erscheint, dass die Menschen hier so offen und hilfsbereit, so friedfertig und zivilisiert wirken, dass man gar nicht glauben kann, dass wirklich passiert ist, was ich hier so ein bisschen beschreibe. Es gibt in Kigali ein ausgezeichnetes Museum, dass an den Voelkermord in Ruanda(und an andere des letzten Jahrhunderts) erinnert und ueberall im Land gibt es Gedenkstaetten. Die Regierung, die seit dem Voelkermord von Paul Kagame angefuehrt wird und sehr stabil ist, hat von Anfang an ganz konsequent auf Verstaendigung und Aussoehnung gesetzt und das ganz offensichtlich mit grossem Erfolg. Es gibt nur noch Ruandaer, keine Hutus oder Tutsis mehr und das scheint sogar gut zu funktionieren. Die Unterscheidung ist quasi tabuisiert, obwohl ich mich viel dabei ertappe, dass ich versuche Merkmale des einen oder anderen Stammes in den Menschen zu erkennen. Und damit beginnt ja der Wahnsinn! Die international Gemeinschaft, die straeflicherweise die Augen verschlossen hat vor dem, was sich da 1994 sehr offensichtlich angebahnt hat und auf das sie auch aufmerksam gemacht wurde, teilweise mit grosser Dringlichkeit, schickt voller schlechtem Gewissen nun viele Gelder ins Land, so dass es Ruanda heute wirklich gut geht. Wie ich schon erwaehnt habe, hat die Hauptstadt Kigali einen sehr hohen Standard, den hoechsten, den ich auf meiner Reise bisher (mit Ausnahme in Suedafrika) erlebt habe. Auf dem Land ist das Bild noch eher afrikanisch, aber den Menschen geht es gut und bis auf die hoechsten Bergesspitzen wird das Land bebaut. Auf den steilsten Haengen finden sich Felder und alle Menschen scheinen staendig zu arbeiten, waehrend man im restlichen von mir bereisten Afrika immer sehr viele Menschen eher im Schatten liegen sieht oder einfach Baustellen, an denen zwar 20 Menschen herumstehen, aber keiner irgendetwas tut. Hier wird sichtlich hart gearbeitet. So, puh, das war jetzt richtig anstrengend. Und sicherlich koennte ich noch viel mehr schreiben, aber das soll als erster Eindruck reichen. Ich will ja nicht langweilen oder bildungsprotzen... Ach ja, und heute habe ich mein Handy verloren und jetzt sucht fast die ganze Stadt das Handy! Ich habe zwar wenig Hoffnung, zumal meine Nummer keinen Anschluss hat, also jemand das Handy gefunden hat. Aber einen Strassenjungen gibt es noch, der mir versprochen hat, eventuell bis morgen das Handy zu bringen. Er hat "Kontakte". So erlebe ich immer irgendwas und das meiste eben, wenn mir Missgeschicke passieren :-) Liebe Gruesse aus Gisenyi am Kivu-See.

Dienstag, 17. März 2009

Gorillas gar nicht im Nebel

Gott sei Dank sind die Kids endlich weg!
Ja, ich war da! Und ich habe jetzt sogar ein Zertifikat dafuer. In Afrika bekommt man fuer alles ein Zertifikat. Ich habe eins fuer Kili, jetzt fuer die Gorillas. Ich komme noch ueberqualifiziert nach Hause... Lena, wir muessen neu verhandeln! Jetzt mal zu der Unternehmung Gorillas im Nebel. Ich hatte schon im Oktober einen Kontakt von jemandem bekommen, der ueberregional (Ruanda, Uganda und Kongo) die Gorillapermits koordiniert und man hatte mir gesagt, dass dieser Mensch (Gorilla George) mich dann irgendwo reinbringen koennte. Normalerweise sind die Permits naemlich ueber Monate im Voraus zu buchen. Also, ich hatte Glueck, ich hab Gorilla George angerufen und er hatte gleich zwei Angebote, eins in Uganda, eins in Ruanda, ich habe mich fuer Ruanda entschieden, weil es hier wahrscheinlicher ist, die Gorillas auch wirklich zu finden. Ich habe mich also gestern in Ruhengeri am Parque des Volcans eingetroffen, mich mit einem Kontaktmenschen hier getroffen, alles arrangiert und heute morgen gings los um 6 Uhr (offiziell, natuerlich wars in Wirklichkeit spaeter) Der Himmel meint es wirklich gut mit mir, wir hatten Sonnenschein, ich habe die Sosa-Gruppe zugeteilt bekommen (weil ich als fit genug qualifiziert wurde :-)). Die Sosa Gruppe ist die groesste Gorillagruppe ,mit 41 Mitgliedern, aber sie gilt als schwieriger zu finden und der Weg dort hin gilt als Herausforderung. Bullshit. War echt kein Problem. Die Sonne war gut fuer meine schlechte Ausruestung, denn ich hatte ja nach Kili meine Wanderschuhe verschenkt. Wir waren etwa anderthalb Stunden mit dem Auto unterwegs (mussten uns zwischendrin registrieren) und dann, naechstes Glueck, war ich nur mit noch einer Brasilianerin zusammen. Wir waren nur zu zweit, was total genial ist, weil in der Regel traben da bis zu acht Touristen an. Aber die Sosas will keiner sehen, weil es eben als zu anstrengend gilt. Ich wollte zu den Sosas, auch weil sie fuenf Silberruecken haben. Nach zwei Stunden Aufstieg haben wir auch schon die ersten Gorillatypischen Geraeusche gehoert die nicht von unseren Guides kamen. Und dann waren sie da. So nah! bis auf einen Meter mitunter. Und immer haben unsere Guides geknurrt und gegrunzt um sie bei Laune zu halten. Das moegen sie naemlich. Man hat uns gesagt, sie wuerden einen manchmal auch anfassen. War leider nicht der Fall. Nur unserem Guide hat einer ganz freundschaftlich auf die Schulter gehauen. Der waere fast umgefallen. Der Spass kostet 600 US, 500 fuer den Permit und 100 fuer den Rest der Organisation. Wahnsinn, ich weiss, aber ein Erlebnis fuers Leben. Ab und zu muss man so wahnsinnige Sachen machen.

So, und hier: Muetter mit Kindern

Montag, 16. März 2009

Ruanda ist geil!

Ich bin wirklich total begeisert von Ruanda. Schon gleich an der Grenze faellt einem auf, dass Ruanda viel sauberer und gepflegter ist als Tansania (und alle anderen Laender, die ich bisher auf dieser Reise besucht habe). Die Menschen sind besser angezogen, allesamt eher westlich und vielleicht etwas konservativ, aber durchweg neue Kleidung (ganz im Gegensatz zu Tansania, wo die Kleidung bei Frauen haeufig noch traditionell und haeufig sehr aermlich ist). Es standen viele sehr neue Autos rum und auch der Bus, der uns nach Kigali brachte, war in Topzustand (und dass nach meinen letzten Erfahrungen in Tansania). Allerdings werden trotzdem lebende Hühner transportiert. Dieser arme Hahn hüpfte die ganze Zeit ziemlich verzweifelt durch die Gegend. Seine Beine waren zusammengebunden, aber er kam trotzdem im Bus rum... Im Bus werde ich, ganz aehnlich wie in den anderen Laendern auch ganz neugierig befragt, wo ich herkomme, was ich mache, Familienstand usw. Auf die Frage, warum ich keinen Mann habe, antworte ich hier gerne mit: "Who needs a husband? What's that good for?" Was im allgemeinen nach einer Schrecksekunde sehr viel Heiterkeit ausloest. Heiratsantraege lassen dann in der Regel nicht lange auf sich warten... Und wieder wollen ein paar meine Emailadresse. Ich gebe sie uebrigens meinstens mit grosser Freundlichkeit. Die wenigsten melden sich daraufhin auch wirklich. Man kann sich also die Konfrontation ersparen, da einfach nein zu sagen. Dann ging es nach Kigali, der Hauptstadt Ruandas. Und ich bin weiterhin sehr sehr ueberrascht ueber den Standard im Land. Leider geht mir jetzt die Zeit aus fuer heute, und ich muss ein ander Mal berichten, wie sehr mich das Voelkermordmuseum beeindruckt hat in Kigali. Es ist unvorstellbar, was hier vor erst 15 Jahren geschehen ist!!! Schaut euch den Film Hotel Ruanda an!

Sonntag, 15. März 2009

Safarigeschichten: Das Ende

Abfahrt letztendlich um 18 Uhr, nach 8 Stunden des Wartens. Bis dahin haben alle ganz ruhig und gelassen gewartet. Ich fand es sehr lustig, habe viele nette Leute getroffen und bin letztendlich von einem Schuldirektor einer Dorfschule (allerdings Oberschule) adoptiert worden. Er hat sich ruehrend um mich gekuemmert und auch dafuer gesorgt, dass nachdem er ausgestiegen war, ich auch noch weiter gut versorgt werde, von seinem "Bruder". Dann hat er noch so etwas halbstuendlich angerufen um sich zu erkundigen, wie es mir jetzt geht und wo ich gerade bin. Die Leute sind so ruehrend und hilfsbereit. Um 20 Uhr jedoch werden wir an einer Strassensperre nicht weiter gelassen, weil nachts zu fahren generell verboten ist fuer Busse und auch fuer unseren Fall da keine Ausnahme gemacht wird. Also sind wir eine halbe Stunde zurueckgefahren in das naechste Dorf, mein Beschuetzer hat mir dort ein Hotel gesucht, wirklich ganz ordentlich, fuer ca. 5 Euro die Nacht. Dort bin ich dann totmuede ins Bett gefallen. Mir war echt ganz recht, dass wir aufgehalten wurden, denn ich hatte das Sitzen im rappelnden Bus echt Leid. Obwohl ich gewissermassen ein Upgrade bekommen hatte. Nach der langen Warterei hat mein Beschuetzer dafuer gesorgt, dass ich zwei Reihen nach vorne rutschen durfte (sicherlich nicht zuletzt um neben mir sitzen zu koennen), was einen erheblichen Unterschied gemacht hat. Jetzt hat es nur noch gerappelt und gescheppert, ich bin nicht mehr in die Hoehe geschossen worden... Am naechsten Tag ging es um (angeblich) 5:30 los und um 6:30 ging es dann auch schon weiter. In Benako musste ich umsteigen und habe auch dort wieder einen gefunden, der mich adoptiert hat. Von dort mussten wir ein Taxi nehmen bis zur Grenze. Mein Begleiter sass schon in einem Taxi und ich wurde in ein anderes buxiert. Nachdem ich es mir auf der Rueckbank bequem gemacht habe, rutschten noch drei weitere Afrikaner, davon einige sehr breitaerschig! Soweit so gut. Ich habe einfach nur geschaut, dass ich an der Tuer sitzen konnte. Aber als dann noch eine Frau aus dem Kongo vom Format der Weather Girls (= Megamegaarsch!) sich auf den Ruecksitz, bzw auf meinen Schoss schieben wollte, da hatte ich dann genug und bin aus dem Auto gesprungen. Ehrlich, es war vorher schon verdammt eng und auf dem Beifahrersitz sassen auch schon zwei. Aber das haette ich bei meiner Klaustrophobie sicherlich nicht ueberstanden. Ich habe also draussen ein bisschen verhandelt und dann hat mich ein Motorradtaxi bis zur Grenze mitgenommen, zum gleichen Preis. Allerdings war das viel laenger als mit dem Taxi und sehr kalt und - die Goetter haben echt ein Herz mit mir - kaum waren wir angekommen und ich hatte mein Gepaeck aus dem Taxi wieder eingesammelt, fing es an wie aus Kuebeln zu regnen. Glueck gehabt und die Grenze nach Ruanda statt nach siebeneinhalb versprochenen Stunden nach 27 Stunden erreicht. Eine echte Afrikaerfahrung, diese Reise und sehr, sehr lohnenswert. Wie es in Ruanda weiterging, schreibe ich im naechsten Eintrag.

Freitag, 13. März 2009

Fortsetzung...

Also, jetzt sitze ich hier schon fuenf Stunden fest! Gott sei Dank gibt es das Internet Cafe hier um die Ecke. Aber auch ausserdem ist es inzwischen ganz lustig. Das ist etwas, was man in Afrika wirklich lernt (lernen muss!): Die Dinge so nehmen, wie sie kommen. Also, als ich rasender Reporter vom letzten Blogeintrag zurueck kam, waren sie doch glatt dabei einen neuen Reifen zu montieren. Dieser musste erst aus Mwanza gebracht werden, der Stadt, in der wir heute morgen um 5:30 abgefahren sind. Leider hat dieser Reifen jedoch nicht gepasst, und jetzt ist ein neuer unterwegs. Wie lange es dauert, weiss kein Mensch und irgendwie scheint das auch keinen aufzuregen. Mindestens jedoch noch eine Stunde, hat man mir gesagt und daher habe ich mich noch mal weggewagt. Ich bin in dieser Hinsicht auch schon wahrhaft afrikanisch geworden (fuer meine Familie war ich sicher schon immer SEHR afrikanisch ;-), ich kann die Sachen ganz gelassen nehmen und finde es jetzt klasse, dass ich richtig Zeit habe, Blog zu schreiben und ueberhaupt, kann man ja nur von solchen Missgeschicken richtig schoen erzaehlen. Ich habe gerade lecker Pommes mit Fleischspiesschen verspeisst, viele neue Freunde gefunden und viel Spass gehabt. Alle wollen meine Telefonnummer oder meine Emailadresse, ich bin hier als einzige Weisse weit und breit ein bisschen die Attraktion. Ich bin uebrigens ganz oft die einzige Weisse. Wenn man mit solchen Bussen faehrt, dann ist das natuerlich meist so (und ich verstehe jetzt auch warum, dazu braucht man ja echt Zeit). "Hello Mzungu", schreit es von ueberall her. Neue Uebersetzung, die ich neulich gelesen habe: Mzungu heisst Herumtreiber, Umherziehender... Na, das passt doch. Meist sind sie ganz gluecklich, wenn man nur ein paar Worte mit ihnen wechselt, auf Englisch oder Swahili; andere wollten, dass ich sie fotografiere, mit Bus und ohne Bus, dabei hat mich dann auch einer mit seinem Handy fotografiert, wie triumphierend. Es wird sehr viel gelacht. Da es in der Zwischenzeit auch richtig stark geregnet hat, rutscht man noch mehr zusammen und plaudert... oder auch nicht. Ich frage mich nur, wie ich heute noch weiter kommen soll. Ich wollte ja bis nach Kigali, aber allein schon an den letzten groesseren Ort vor der Grenze sind es noch mindestens sechs Stunden. Also wird das dann heute wohl nichts mehr. Ich hoffe nur, dass es dort einigermassen brauchbare Unterkuenfte gibt. Es wird schon. So jedenfalls mag ich das Reisen, da geht mir richtig das Herz auf. Ich glaube, ich will doch nicht heim...

Mehr Safarigeschichten....

Reifenpanne! Endlich!
Ich wollte ja die ganze Zeit schon damit prahlen, dass ich in sieben Monaten Afrika noch keine einzige Bus-, Truck- oder Autopanne hatte. Also, das ist jetzt seit heute nicht mehr moeglich, ich habe die Weihen auch empfangen, bzw. bin mitten drin. Aber ich will von vorne anfangen: Gewoehnlich sitze ich immer vorne, weil ich gerne gute Sicht habe und weil mir ja auch schnell mal schlecht wird. Nur fuer den Bus heute, in Richtung Ruanda, musste ich leider einen Sitz in der vorletzten Reihe nehmen. Aber das es so schlimm kommt, haette ich nie gedacht. Also, Abfahrt des Busses war 5 a.m., "reporting time" 4:30, ich hatte den Taxifahrer zur Sicherheit auf 3:45 bestellt, denn es lagen ca. 40 Minuten Anfahrt vor uns. Um 4:12 sass ich dann endlich im Taxi (er war nicht frueher da, nicht ich!!!) und ich war auch noch ganz ruhig. Zurecht, den Bus habe ich bequem erreicht, er fuhr auch erst um 5:30. Soweit so gut. Waehrend ich auf die Abfahrt gewartet habe, habe ich es mir auf der Bank bequem gemacht und mich schon auf das gleichmaessige Motorengeraeusch gefreut, das mich sanft in den Schlaf wiegen wuerde. Pustekuchen!! Kaum war der Bus unterwegs katapultierten uns hinter der Radachse die Schlagloecher der unbefestigten Strasse teilweise um 30 cm in die Hoehe (ich uebertreibe nicht!). Auf dem Rueckweg wurde man dann im freien Fall von dem einem wieder entgegenknallenden Sitz empfangen. Eine Wohltat fuer den Ruecken... An die Stange des Vordersitzes gekrallt habe ich mich vor Lachen geschuettelt. Und alle anderen haben mitgelacht. Es war ja nur eine Frage der Zeit, bis der ganze Bus zusammenkracht und prompt ging erst mal meine Nachbarbank aus den Fugen und kippte in Richtung Rueckbank (mit samt Passagieren natuerlich) und dann war auch kurz danach schon das laute Pfeifen des kaputten Reifens zu hoeren, und dann hat der Bus auch endlich mal angehalten. Der Ersatzreifen (voellig ohne Profil, sah aus wie ein Formel 1 Reifen, ich hatte nur Bange, dass es jetzt auch noch regnet) war recht flugs montiert (trotz abenteuerlichem Werkzeug und laecherlich kleinem Wagenheber) und nach 45 Minuten ging es auch schon weiter. Jetzt hocke ich seit drei Stunden in der Kaff Geita fest. Keiner sagt uns was ist. Nachdem ich jetzt ein bisschen gedraengelt habe, hat man mir gesagt, es koennte noch anderthalb bis zwei Stunden dauern, bis der neue Reifen kommt. Und ich habe noch fuenf Busstunden vor mir, bis ich Anschluss mit einem neuen Bus an die Grenze bekomme... Ich glaube heute wird es noch spannend. Touristische Infrastruktur gibt es hier gar nicht. Mal sehen, wo ich heute nach schlafen kann! Jetzt fetze ich zurueck zum Bus, denn wenn der ohne mich weiterfaehrt... waer' bloed. Ich hoffe, es hat euch wieder ein bisschen amuesiert!
Innenleben des Busses. Dann sitzt man eben auf einer kaputten Bank...

Donnerstag, 12. März 2009

"Safarigeschichten"

Safari ist das Swahiliwort fuer Reise, so dass damit nicht nur die von uns gemeinhin gemeinte Tiersafari, sondern jede Art von Reise gemeint ist. Ich hatte also schon in Arusha ein Ticket gekauft um den Bus in der Mitte der Serengeti abzufangen und von dort bis nach Mwanza fahren zu koennen. Man hatte mir ein Ticket Arusha - Mwanza ausgestellt, obwohl mir das suspekt war, denn am Tag vorher hatte man mir erklaert, der Bus fuehre nur nach Musoma (vier Stunden von Mwanza, andere Richtung!) Ihr habt es erraten! Der Bus kam und fuhr natuerlich nach Musoma, aber Fahrer und Kondukteur hatten nur ein "no problem" fuer mich uebrig. Man hat mir gesagt, ich koennte dann von Musoma nach Mwanza fahren (na klar, gehen tut das; dass es allerdings erst am naechsten Tag moeglich sein wuerde, hat man zunaechst mal dezent verschwiegen). Also, schon waehrend der Fahrt hat sich bei mir was aufgestaut, und in Musoma musste ich dann einfach mal wieder einen Aufstand proben, weil mir diese Luegerei hier so auf den Geist geht! Ich wollte, dass sie mir das Hotel bezahlen, aber so eine arme tansanische Busgesellschaft ist natuerlich nicht die Deutsche Bundesbahn (und die haette vermutlich auch nicht gezahlt!) Mein Aufstand hat die Umstehenden alle sehr amuesiert, obwohl ich beteuert habe, dass das nicht lustig sei!!! Schliesslich hatte ich Freunde, die in Mwanza auf mich gewartet haben. Und dem Kondukteur wollte ich allerdings nicht androhen, dass ich bei ihm schlafen wuerde, der haette das vermutlich angenommen. Schreck! Sie haben mir angeboten im Bus zu schlafen, oder im "Head Office" der Gesellschaft, einer Bretterbude! Es war doch lustig!!! Aber letztendlich habe ich in Musoma ein nettes, billiges Hotel gefunden, der Ort ist huebsch und ich war dann doch zufrieden... Ein super klappriger Bus brauste im Affentempo durch die Serengeti, Tiere waren natuerlich keine zu sehen, denen muss das zu laut gewesen sein. Busfahren ist hier wirklich immer ein Abenteuer, die Gefaehrte meist unendlich alt, die Strassen extrem schlecht und daher alles etwas hoperig und unbequem. Aber es macht Spass. Diese Art von etwas abenteuerlichem Reisen macht mir ueberhaupt sehr Spass. Es ist einfach genial! Bald mehr aus Ruanda, da gibt es bestimmt wieder Reisegeschichten.

Serengeti - die Safari

Sonnenaufgang ueber der Serengeti.... Dieser Kitsch musste einfach sein. War nicht einfach, eine schoene Akazie zu finden.
Also, ueber Lake Manyara NP in die Serengeti. Mit von der Partie waren Evelyn aus der Schweiz und Finn aus England, beide sehr nett. Man faehrt auf diese Safaris mit Landrover die eine Dach haben, dass man hochklappen kann, so dass man auf Safari stehen und bequem ueber die Landschaft schauen kann. Ich bin doch auch noch mit zum Lake Manyara NP, der beruehmt ist fuer seine Loewen, die auf Baeume klettern, aber die haben wir leider nicht gesehen, die sieht man mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:30, ich war also nicht wirklich enttaeuscht. Dafuer gab es da jede Menge Giraffen, Zebras und Paviane, einmal sind wir auf eine Gruppe von mindestens 70 gestossen, die morgens frueh schon ausgesprochen lebhaft unterwegs waren. Das war spannend, vor allem als sich ein junges Maennchen von einem alten unter irrsinnigem Geschrei so weit im Baum hat jagen lassen, dass es am letzten Astzipfel genau ueber unseren Koepfen hing. Ach ja, und einen kleinen scheuen Schakal mit seiner Beute, eine Thomsongazelle, haben wir auch noch gesehen, leider ist der dann sofort verschwunden. Also, nachdem ich zu Beginn der Reise kaum einen Elefanten von einer Giraffe unterscheiden konnte, weiss ich jetzt doch ziemlich gut Bescheid und habe einige neue Tiere dazugelernt. Am naechsten Tag ging es dann endlich in die Serengeti, auf die ich mich schon lange gefreut hatte. Es gibt einfach so Orte, von denen hat man immer schon sehnsuchtsvoll gehoert und nun kann man es kaum glauben, dass man dort auch wirklich ankommt. Davon gab es auf der Reise jetzt schon einige, und die Serengeti ist einer davon. Serengeti heisst in der Massaisprache "endlose Ebene" und das sieht auch so aus, wenn man von Osten hineinfaehrt (aber nicht ueberall). Alles ist topfeben und es gibt nicht mal Straeucher, geschweige denn Baeume. Man fragt sich, was die Tiere dort alle wollen, so ungeschuetzt. Aber die Uebersichtlichkeit scheint der Schutz fuer viele zu sein, man sieht die Gefahr kommen, und das kann ein klarer Vorteil sein. Naja, mein's waer's nicht, aber ich bin ja eher Jaeger als Gejagte... Zunaechst waren einfach viele Gazellen und groessere Antilopen zu sehen (und ich war schon fast enttaeuscht), aber dann haben wir doch noch einen Geparden gesehen (meinen ersten). Die Nacht im Buschcamp war auch sehr interessant. Unsere Nachbaren wurden von Wildschweinen aufgesucht, die ungeheuer dreist sind und sich nachts durch die Zeltwaende fressen, wenn sie auch nur irgendetwas essbares wittern. Ich war zum Glueck vorgewarnt, so dass bei mir nichts zu wittern war. Das Gegrunze und dann Geschrei war aufschlussreich. Anderen Freunden von mir hatten Wildschweine im Ngorongoro Krater alles weggefressen, einschliesslich der Malariapillen, und die sind nicht mal aufgewacht! Auch lustig! Am naechsten Tag haben wir noch mal einen Geparden gesehen, diesmal mit Beute, die er sich genuesslich reingezogen hat, so dass sein Maul blutrot leuchtete, wie mit Lippenstift angemalt. Lecker! Loewen haben wir auch gesehen, aber die sind die faulsten Tiere, die man sich vorstellen kann. Zweimal haben wir ewig lange gewartet, weil wir dachten, dass sie bald jagen wuerden (sie haben jedenfalls so geschaut), aber im Endeffekt ist eine Loewin mal zwanzig Meter gerannt, weil sie eine Hyaene gesehen hat, die einem Gnu hinterher ist, aber nach kurzer Zeit hat sie dann auch wieder aufgegeben. Wir haben diese Gruppe mit Loewinnen und Jungen abends und frueh morgens richtig lange beobachtet und nichts ist passiert, obwohl so an die 500 Gnus an ihnen vorbeigezogen sind. Am spaeten Vormittag sahen wir sie dann mit prallen Baeuchen voellig bewegungslos unter einem Baum liegen. Saubande!! Wahrscheinlich haben wir die grosse Show verpasst. Ich werde Fotos nachlegen, in den naechsten Tagen. Morgen haue ich ganz frueh nach Ruanda ab, freu mich schon. Alles was man ueber das Land und die letzten 15 Jahre hoert klingt sehr ansprechend und interessant. Weiteres von dort!
Schabrackenschakal

Safari - Vorbereitungen

Jetzt waeren natuerlich wieder mal ein paar Bilder angezeigt, aber leider habe ich heute mein Kartenlesegeraet vergessen (so wie gestern auch schon), daher jetzt einfach nur ein Bericht. Ein besonders harter Teil bei den Safaris ist tatsaechlich die Recherche vor Ort, wenn man neu irgendwohin kommt und dann den richtigen Veranstalter suchen muss. Fuer mich, die sich generell nicht leicht oder gern entscheidet, darueber hinaus so ehrgeizig und perfektionistisch ist, dass es absolut der allerbeste Deal sein muss, ist das der reinste Horror. Wobei ich nicht ganz ohne Stolz sagen muss, dass ich doch recht erfolgreich bin. Ich habe meistens ziemlich gute Deals und guenstig ist es auch immer. Aber dorthin zu kommen ist hart. Ich stapfe also morgens los und besuche einzelne Reisebueros. Oder meistens habe ich eine Nummer von irgendwo her bekommen, die rufe ich dann an und dann bekomme ich ein erstes Angebot, was meist gar nicht schlecht ist (und sich ironischerweise oft als das Beste rausstellt) Aber das kann ich natuerlich nicht einfach so annehmen, ich muss ja schliesslich noch ein bisschen vergleichen. Jetzt lungern in Moshi und Arusha (den beiden Bergsteiger und Safari-Hochburgen) die Strassen voller (selbsternannter) Vermittler. Und die wissen immer schon genau, was man will (meinen sie jedenfalls). Man kommt also aus einem Buero und wird dann abgefangen von einem, der ganz genau hat, was du suchst. Im Buero eines Freundes, und der ist auch gar nicht weit ("it's not far, it's just there!" hoert man da staendig, aber die Relationen sind da ganz anders als bei euch! *habe ich grad ausversehen geschrieben, Freudsche Fehlleistung???*) Man fragt sich, wo die immer alle herkommen. Viele unter ihnen sind auch sogenannte Fliegenfaenger. Aber ich habe an dem Tag nur sehr nette Leute kennengelernt und ihre Angebote waren immer fair. Aber es schien nicht wirklich das zu geben, was ich haben wollteFrustrierend und ermuedend. ich war nach einiger Zeit richtig fertig und erschoepft. Also, so gegen Abend hat sich dann doch ein ganz brauchbares Angebot herausgestellt, und ich hab mich wieder mit den Leuten getroffen. Mit meinem Kilimandscharo-Anbieter war ich uebrigens gar nicht zufrieden, so dass ich diesmal noch besser aufpassen wollte. Ich hab echt einen Superdeal angeboten bekommen. Das Auto wuerde mich morgen gleich abholen, dann bis Mto Wa Mbu (Mosquito Creek, da war ich bereits!) mitnehmen von wo aus es dann am naechsten Tag weiter in die Serengeti gehen sollte. Dort dann eine Nacht, zwei Tage, und von dort aus koennte ich dann mit dem Bus weiter fahren bis nach Mwanza am Victoriasee. Genau was ich wollte! Und dabei musste ich nur zwei Tage bezahlen, die allerdings mit 150 US zu Buche schlagen... Ich war trotzdem gluecklich und habe uebrigens im Ende sogar drei Tage bekommen, fuer den Preis von zwei Tagen. Dabei hatte ich dann noch viele nette Menschen kennen gelernt, alle wollten mir helfen, mein Telefon hat staendig geklingelt und ich war echt kaputt. Den Abend haben wir in der Nachtszene Arushas ausklingen lassen und ich habe dann schon fast bereut, dass ich schon am naechsten TAg weiter fahren muss. Arusha ist nicht schlecht.

Freitag, 6. März 2009

Nach einem Durchhaenger in den letzten Tagen geht es heute wieder richtig gut und ich freue mich auf die naechsten Abenteuer und Erlebnisse.
Gleich werde ich abgeholt und wir fahren wieder an den Lake Manyara. Dort war ich schon vor ein paar Tagen, aber da sind wir nicht in den Nationalpark, sondern haben uns fuer eine "Walking Safari" ausserhalb des Parks und fuer einen "Cultural Walk" entschieden. Die Walking Safari war eine richtig gute Idee. Wir sind richtig nah an neun Giraffen gekommen. Sehr hoefliche Tiere, die einen aeusserst aufmerksam mustern, und nach einer Weile dann elegant davon traben.
Ausserdem haben wir noch unzaehlige Gnus gesehen, die gibt es hier wirklich zu Hauf und zwar im Moment mit Jungen und das ist besonders suess. Auch die Zebras haben Junge und so ist eine Safari echt ein Erlebnis.
Bisher war die Dichte an Tieren hier im Bereich Nordtansania groesser als irgendwo sonst bisher. Im Ngorongoro Krater sind die Tiere gewissermassen im Krater eingeschlossen, da koennen sie sich gar nicht verstecken.
Heute in Lake Manyara koennen wir mit ganz viel Glueck vielleicht sogar Loewen im Baum sehen, das ist dort die Attraktion. Drueckt mir mal die Daumen... (Allerdings wird das dann keine Walking Safari! Der Bussard hat mir schon gereicht. Mit einem Loewen moechte ich nicht mein Mittagessen teilen)
Bis die Tage... Ich gehe danach an den Lake Victoria!

Krankheitsgeschichten... (ohne Bild!)

Ich bin ja nun schon fast seit sieben Monaten unterwegs und bisher muss ich sagen, dass ich ganz erstaunlich gesund bin. Und ich klopfe dabei auf Holz und will beileibe nichts beschreien. Ich hatte in Malawi mal eine Bronchitis, auch mal eine harmlose Blasenenzuendung, aber alles eher unspektakulaer. Auch ganz ohne Malariaprophylaxe blieb ich bisher von dieser Geisel Afrikas verschont, Durchfall oder anderere Probleme hatte ich auch nicht. Nun habe sich nur an meinem rechten Ringfinger (eine Eheallergie?) auf der Grundlage einer allergischen Reaktion (ich habe da immer ein bisschen Juckreiz) richtig grosse Brandblasen gebildet, die sich sehr schnell entzuendet haben. Keine Kortisonsalbe half da und auch keine Antibiotikasalbe. Es wurde eher nur noch schlimmer und zuletzt hatte ich riesige Krater voller Eiter und feuerrotem entzuendeten Gewebe drumherum. Sah so aus wie Pestbeulen oder Lepra... Es hat sehr weh getan und mich auch richtig beunruhigt, weil so eklig und unrein. Das Ganze begann kurz vor der Kilimandscharo Besteigung und dauerte bis gestern an. Jetzt nehme ich Antibiotika und es geht prompt besser! Vielleicht habe ich nicht zuletzt deshalb eher schlechte Laune. Ich fuehle mich unsauber und das erste Mal seit Beginn der Reise wuerde ich am liebsten gleich heimfliegen. Mir ist absolut nach einer Entgiftungs- und Reinigungskur. Ausserdem haette ich gerne mal wieder einen geregelten Tagesablauf und eine gewisse Konstanz. Und etwas zu tun! Aber ich weiss, dass ich einen ueberstuerzten Heimflug schon im Flugzeug bereuen wuerde. Ich machs nicht, ich halte noch aus. Wie genau, weiss ich noch nicht, aber mir faellt noch was ein. Vielleicht ist grad einfach nur die Seele krank und braucht ein bisschen Pflege. Ich bemuehe mich drum und halte euch auf dem Laufenden. Bis denno,

Donnerstag, 5. März 2009

Safari - mal anders...

Darf ich vorstellen: Mr. Ugly - Das Gnu
Spice Girls aus den Sechzigern...
"The Supremes"
Eine Hyaene (spotted hyena)
Statt heute lang zu schreiben, einfach mal nur ein paar Bilder...
Ein Abenteur: Als wir irgendwann im Ngorongoro Krater endlich Rast machten und ich im Rasen sitzend endlich in mein heissersehntes Haehnschenschlegelchen beissen konnte, kam von oben ein Bussard (ja, leider kein Adler, das klaenge jetzt noch besser) und schnappte mir das Stueck Fleisch direkt vom Mund weg! Ich bin so wahnsinnig erschrocken. Ich habe die Voegel auch kommen sehen, aber ich haette nicht gedacht, dass sie es wagen moegen. Also, der Bussard war mindestens so gross wie ein Adler und mir sitzt der Schreck noch in den Knochen... Aber die anderen haben sehr gelacht und es war wohl einer der Hoehepunkte der Safari.
Na dann Prost!

Montag, 2. März 2009

- Ich muss jetzt ganz schnell vom Kilimandscharo berichten und hoffe, Bilder hochladen kann, denn bald werde ich schon abgeholt zur naechsten Safari. Also, ich habe es geschafft, in sechs Tagen auf der Machame Route, einer ehemals Geheimtiproute, die aber immer beliebter wird und daher auch schon recht voll war. Das besondere an der Route ist, dass sie einmal durch alle fuenf Klimazonen, die man am Kilimandscharo findet fuehrt und ausserdem, weil man quasi eine ganze Weile am Berg entlang von Westen nach Osten laeuft, sich recht lange immer wieder zwischen 3500 und 4500 bewegt (es geht oft auf und ab, das ist ein bisschen frustrierend!) aber dadurch ist die Akklimatisation besser gewaehrleistet und die Chancen, dass man es schafft sind hoeher. Urspruenglich waren sieben Tage geplant, aber schon am zweiten Tag war klar, dass ich verkuerzen werde, denn ich war schlichtweg unterfordert (das sollte sich aber noch aendern!). Als Fazit kann ich sagen, dass ich den Aufstieg wirklich nicht schwer fand, dass mir da einfach meine natuerlich gute Kondition zu Hilfe kam, dass mir aber der Abstieg sehr anstrengend vorkam und ich da viel zu jammern hatte. Am Ende hat ein Knie sehr weh getan und die Beine waren elend schwer. Gluecklicherweise hatte ich ueberhaupt nicht unter Hoehenkrankheit zu leiden. Ausser einem leichten Kopfschmerz, der sich immer nach dem Aufwachen eingestellt hat, der aber mit Wasser trinken und mit Bewegung sehr schnell vorbei war. Wie alle, die es geschafft haben, ging es leider auch mir so, dass man am Ende so fertig ist, dass man kaum Bilder machen kann. Die letzten Meter zwischen Stella Point, das schon als Erreichen des Gipfels gilt und Uhuru Peak, der echte Gipfel, waren schier nicht zu schaffen. Ich habe meinen ganzen Koerper, vor allem die Arme, ueberhaupt nicht mehr gespuert und bin wie in Trance nur so vor mich her getappt. Hypochondrisch, wie ich nun mal veranlagt bin, habe ich mir auch kurz noch einen Herzinfarkt eingebildet, aber mein Guide konnte mich beruhigen. Das Druecken auf der Brust waren wohl die Vorboten eines Lungenoedems, wie ich jetzt weiss, und wenn ich laenger geblieben waere, haette es kritisch werden koennen. So aber habe ich alles gut ueberstanden und bin jetzt gluecklich und zufrieden. Ich koennte noch seitenweise ueber die Traeger und das ganze Team schreiben, vielleicht ein andermal, jetzt muss ich fruehstuecken gehen, denn ich werde bald abgeholt zur naechsten Safari... Sonnenaufgang vom Stella Point (57 und ein bisschen). Die Sonne geht auf ueber dem Mwenzi Gipfel...

Samstag, 21. Februar 2009

Moshi: Der Berg Ruft!

Seit gestern in Moshi. Mit der Praemisse, mich in erster Linie um eine Tour auf den Kilimandscharo zu kuemmern und gleichzeitig nicht allzuviel Zeit damit zu verlieren. Heute hatte ich Glueck, bereits in den ersten zwei Stunden ergaben sich fuer mich zwei sehr serioese, handfeste, guenstige Angebote, die sowohl vom Datum als auch was Route und Zeitplanung angeht hervorragend passten. Jetzt muss ich mich nur noch zwischen diesen beiden Angeboten entscheiden. Das deutsche Paar, das mit dem einen Veranstalter geht, werde ich wenn alles gut geht heute abend treffen und dann kann ich entscheiden. Die Alternative ist eine Tour mit einem autralischen Paar. Ob ich die auch noch vorher treffen kann, weiss ich noch nicht. Und gleich treffe ich mich noch mit jemandem, der auch ab Montag eine Gruppe hat. Der Service ist gut, aller Tourveranstalter holen mich hier ab um mich in ihr Buero zu fuerhen und mir dort dann alles zu erklaeren. Und einen Laden mit guter Ausruestung zum Leihen habe ich auch schon gefunden. Sieht gut aus! Nur leider regnet es seit einer Woche taeglich ein bisschen. Vielleicht habe ich doch zu lang gewartet.

Vier Wochen Sansibar - Ein Resumee

Ja, es ist wahr, ich habe ganze vier Wochen und einen Tag auf Sansibar verbracht und dies nicht bereut (obwohl es vielleicht wirklich ein bisschen lang war). Ein Grund war ja, dass ich das Festival miterleben wollte und mir die Zeit zwischendrin zu kurz erschien, um irgend etwas anderes zu machen. Ausserdem war Sansibar schon immer ein echtes Traumziel fuer mich, ohne zu wissen, was mich dort wirklich erwartet, hat schon der Name immer sehr anziehend und fast mythisch auf mich gewirkt. Und der Besuch des Festivals hat sich allemal gelohnt. Vier Tage sehr abwechslungsreiche und tolle Musik, von traditionellem Taarab ueber Hiphop, Raggae, Pop und jede Menge Fusion bis hin zu geplegtem Jazz aus Suedafrika. Und das ganze in herrlicher Kulisse des alten Forts und in voellig entspannter und zwangloser Atmosphere. Sansibar besteht aus zwei Inseln, die groessere Insel Unguja, die oft faelschlicherweise Sansibar genannt wird, und die etwas kleinere Insel Pemba. Die Bevoelkerung ist sehr stark muslimisch gepraegt (97%) und anfangs war ich fast abgestossen von den vielen, teilweise total verschleierten Frauen. Man sieht in Stonetown, der Medina von Sansibar Stadt, fast keine unverschleierten Frauen. Sogar die kleinsten Maedchen tragen schon Schleier und bei Schulmaedchen bildet es einen Teil der Schuluniform. Bei den ganz verschleierten Frauen faellt auf, dass es sich vornehmlich um sehr junge und, wie man unter den wallenden, aber durchaus koerpernahen Kleidern erkennen kann, sehr schoenen Frauen. Ein Spiel mit der Erotik? Interessanterweise trifft man naemlich abends in den Bars und Discotheken zu Hauf sehr knapp gekleidete Frauen, voellig unverschleiert! Aus zuverlaessiger Quelle habe ich, dass es sich dabei um genau dieselben Frauen handelt, die tagsueber im schwarzen Ninjakostuem durch die Strassen huschen. Fuer mich eine der vielen Widerspruechlichkeiten der islamischen Welt, wenn ich das so anmerken darf. Sehr angenehm schien mir jedoch mit der Zeit die grosse Toleranze, mit der man doch den Touristen begegnet. Manchmal ist die Toleranz wiederum so gross, dass man sich auch nur wundern kann. Alle waren immer sehr freundlich und hilfsbereit. Im Grund wird man ueberall wie eine Koenigin empfangen und behandelt. Ich finde es immer wieder beschaemend, wenn ich daran denke, wie es den Menschen aus Afrika bei uns zu Hause geht. Definitiv ist Sansibar jedoch eine Trauminsel mit dem feinsten und vor allem weissesten Sand, den ich jemals gesehen habe. Man braucht dort eine Sonnenbrille, so wie im Schnee. Dadurch dass am Strand doch meist ein angenehmer Wind blaest, ist es gut auszuhalten. In der Mittagshitze sollt man sich jedoch zurueckziehen. Das Wasser ist tuerkisblau und kristallklar, wie ich es bisher auch noch nie irgendwo gesehen habe. Und an einigen Stellen (vor allem in Kendwa) ist es so ruhig, dass man wie im Pool toll schwimmen kann. Man kann rund um Unguja und Pemba auch wunderbar tauchen, worauf ich aber diesmal verzichtet habe, erstens, weil es recht teuer ist und zweitens, weil ich immer mehr einen Widerwillen gegen das Tauchen verspuere, aehnlich wie beim Skifahren: einfach zuviel Aufwand fuer ein bisschen Kick. Einmal war ich Schnorcheln, und das war schon ganz toll, aber dann haben mich doch die Kosten von 50 - 75 US pro Tauchgang abgeschreckt. Jetzt bereue ich das schon ein bisschen, aber ich komme ja vielleicht wieder nach Sansibar. Ich brauche mein Geld jetzt fuer Kilimandscharo und Safaris rund um die Serengeti (Ngorogoro Krater!) Am liebsten war mir jedoch durch Sansibars Stonetown zu schlendern, durch das verwinkelte Gassenlabyrinth der Medina. Noch nach drei Wochen habe ich mich verirrt, wenn ich nicht bei den von mir ganz abgetrampelten Pfaden geblieben bin. Da kaum eine Strasse schnurgerade verlaeuft, die Abzweigungen selten im rechten Winkel sind und man durch die Enge der Gassen keine Anhaltspunkte am Horizont hat, befindet man sich tatsaechlich in einem Labyrinth. Es gibt allerdings immer wieder Leute, die sich einem anbieten und die den Weg zeigen (auch ungefragt aufdraengen). Am Ende muss man auch immer dafuer zahlen, und meist wird sogar nach mehr verlangt, wenn man vielleicht einen kleinen Obolus von selbst anbietet. Haeufige "Ausreden" sind dann, entweder moechte man Wasser kaufen, oder Medikamente oder einfach etwas zum Essen. Irgendwann ist mir auch einer aufgefallen, der mich ziemlich sicher dreimal um den Pudding gefuehrt hat, nur um mir zu zeigen, wie "weit" ich von meinem Ziel entfernt war und wie notwendig ich seine Hilfe benoetigte. Ich habe ihm nichts gegeben, weil mich das schlichtweg empoert hat. Auch sonst lungern an allen Ecken "papasi", Nepper und Bauernfaenger, die einem Touren oder Sonstiges aufdraengen wollen. Nachdem ich anfangs immer wieder versucht habe, ihnen hoeflich zu begegnen, waren sie irgendwann einfach nur noch Luft fuer mich. Wen wundert's? Tourismus korrumpiert und alle wollen teilhaben am grossen Kuchen. Also jeder wie er kann. Manchmal koennte ich daher alles was ich hier mache in Frage stellen. Aber es ist noch nicht ueberall gleichermassen schlimm.

Sonntag, 15. Februar 2009

Sauti zu Busara - Sounds of Wisdom

Also, seit Donnerstag auf diesem Festival - und ich finde es genial! Ein bisschen ist es so eine Mischung zwischen Umsonst & Draussen und Afrika Festival, eher klein, aber in wunderschoener Kulisse. Tagsueber ist der Eintritt frei und wer dann drin bleibt, muss nicht zahlen, was ich sehr angenehm finde, denn daher habe auch Einheimische die Gelegenheit am Festival teilzunehmen. Die Stimmung wird von Tag zu Tag besser, die Acts dauern immer ca. 45 - 50 Minuten und sind sehr abwechslungsreich. Die Interpreten sind allesamt Afrikaner. Urspruenglich mal galt das Festival als eine Plattform fuer Swaheli Musik und um diese bekannter zu machen. Heute laden sie Stars aus dem ganzen Kontinent und aus Uebersee ein. Leider ist meine Kamera nicht gut genug fuer Nachaufnahmen, so dass ich nur ein paar Fotos presentieren kann. Ich geniesse es in vollen Zuegen, die Stadt ist rammelvoll, alles ist lebhaft und aufgeweckt und ich treffe taeglich neue nette Leute. (Manche nerven jedoch auch, jeder versucht irgendwie von dem Festivalhype zu profitieren, also auch die Papasi, die "street boys" oder Bauernfaenger.

Donnerstag, 12. Februar 2009

Lynchjustiz

Gestern ist dann doch mal wieder etwas Aufregendes passiert.
Ich habe nach dem Besuch eines Internet Cafes mich bei Einbruch der Dunkelheit auf den Nachhauseweg gemacht und dabei ein sehr nettes deutsches Ehepaar getroffen, die mich nach dem Weg gefragt haben. Und als halber "local" habe ich ganz bereitwillig Auskunft gegeben und mich hilfsbereit gezeigt. Als sie mich fragten, ob es denn in Ordnung sei, abends und auch nachts in Stonetown unterwegs zu sein, meinte ich, gar kein Problem, es sei wirklich sicher hier und ich waere schliesslich seit ueber drei Wochen hier und haette nie Probleme gehabt. Stimmt ja auch.
Ca. zwei Stunden spaeter treffe ich zusammen mit einer deutsch-sanibari Gruppe wieder auf die Beiden, voellig aufgeloest, er schweissgebadet: Sie sind gerade ueberfallen worden und er hat noch versucht, dem Dieb hinterher zu rennen, dann aber aufgegeben, weil er Sorge hatte in einen weiteren Hinterhalt gelockt zu werden. Ich bin sehr betroffen, denn ich war ja nun diejenige, die ihnen versichert hatte, das es absolut sicher sei. Weiter berichtet der Mann, dass mit ihm noch andere den Dieben (zwei?) nachgejagt sind, aber dass er sich nicht sicher sei, ob das nicht auch Komplizen gewesen seien. Unser Freund aus Sansibar ist am Boden zerstoert, ob des schlechten Rufs, der hier entsteht und geht auch schauen, wie weit die Diebe sind. Und da kommt auch schon der Mob angerannt. Erst einmal ca. acht Mann, die uns berichten, dass sie die Diebe gefasst haetten und uns nur zur Identifizierung braeuchten. Danach der ganze Pulk, mindestens dreissig, die uns die beiden Diebe fast vor die Fuesse werfen. Geschrei, Aufregung, die Meute bebt. Der arme Mann muss nun entscheiden, ob der sie erkennt. Einen meint er ziemlich sicher zu erkennen. Und schon schlagen alle auf den Mann ein, hauptsaechlich auf den Kopf, mit allem was sie kriegen koennen. Unser Swahili-Freund haelt uns zurueck, wir bitten die Menge, doch wenigstens zur Polizei zu kommen. Alle sind deswegen so erzuernt, weil sehr schnell klar wird, dass die beiden vom Festland sind. Und jetzt geht es um die Ehre. Inzwischen hat sich ein Mob von etwa 50 Menschen angesammelt und im Tross geht es auf die Polizeistation, waehrend immer weiter fleissig mit allem was zur Verfuegung steht auf die Verbrecher eingeschlagen wird. Uns wird mulmig, weil schnell klar wird, dass diese Art der Rache grausam sein kann. Aber wird es ihnen auf der Wache besser ergehen? Handabhaken scheint durchaus noch ueblich fuer Diebe und ich hatte schon vorher gehoert, dass die Lynchjustiz der Meute kein Erbarmen kennt, und dass schon mancher Dieb von der wuetenden Masse zu Tode gepruegelt wurde. Und wer will das schon? Auf der Wache werden die vermeintlichen Diebe in Handschellen gelegt und hinter den Tresen auf den Boden gesetzt. Durch ein Fenster kann man das gut beobachten, waehrend das Ehepaar Aussage macht. Verstaerkung aus dem nahegelegenen Revier kommt. Die Tasche mit Kreditkarte und immerhin ca. 800 US ist natuerlich weg. Der umstehen Meute wird eine Belohnung versprochen, aber wer kassiert schon 100 US Belohnung, wenn er 800 behalten kann? Letztendlich werden Diebe und Beraubte an die naechste Wache gefuehrt, zur weiteren Vernehmung. Wir verabschieden uns, denn wir koennen nichts mehr fuer die beiden tun. Bei mir bleibt ein sehr bloedes Gefuehl etwas verbockt zu haben, oder nicht richtig Auskunft gegeben zu haben. Ich spaziere natuerlich nie mit so viel Geld durch die Gegend, auch nicht durch so dunkle Strassen und meine Tasche kann man mir auch nicht einfach runterreissen. Sehr aufregend! Und ich bin ein bisschen vorsichtiger geworden. Bilder von dem Aufstand habe ich leider keine, das hat die Pietaet nicht erlaubt!