Sonntag, 19. April 2009

Meine Massai

Ja, ich war also in der letzten Woche noch bei den Massais in der sogenannten Massai-Steppe westlich von Handeni. Und es war das Highlight meiner Reise. Ganz anders als befürchtet, leben diese Massai noch (fast) ganz unberührt von Zivilisation, ohne Strom, fließend Wasser oder sanitäre Anlagen, ganz verbunden mit ihrer Tradition, und ich bin unendlich dankbar, dass ich daran teilhaben durfte. Ich bin empfangen und umsorgt worden wie eine Fürstin, war ich doch die erste Weiße, die je in diesem Dorf zu Besuch war. Man hat mich mit Achtung und Neugier, aber doch sehr angenehmer Distanz empfangen, mir die schönste und größte Hütte freigemacht und mich mit Tee und Reis versorgt. Dann wurden mir schon sehr bald die ersten Krankheiten präsentiert: Nabelbrüche bei 2jährigen, entzündete Haut nach Insektenbissen (oder war es die Krätze?) bei einem anderen Kleinkind. Immer wieder habe ich versucht zu erklären, dass ich keine Ärztin sei, und nicht wirklich wisse, was da zu tun ist, um dann doch in meiner Reiseapotheke zu kramen, ob ich eventuell Linderung schaffen kann. Am zweiten Tag wurde eine Ziege zu meinen Ehren geschlachtet und ich durfte bei allem dabei sein und von allem kosten (nur das Blut wollte ich nicht trinken, das haben sie allerdings auch gut akzeptieren können und mit einem Lachen quittiert). Ansonsten bestanden die Mahlzeiten aus Reis, auf Risottoart zubereitet und sehr, sehr lecker. Dreimal täglich. Ich hätte noch die Alternative des obligatorischen Maisbreis gehabt, Ugali, aber der ist nahezu geschmacklos, und da es keine Beilagen gab, habe ich darauf lieber verzichtet. Die Gespräche mit dem Familienältesten, immer durch seinen Sohn übersetzt, waren geprägt von großer Achtung und gegenseitigem Interesse. Fast habe ich mich gefühlt wie bei einer Audienz. Trotz fehlendem Badezimmer habe ich jeden Abend geduscht, manchmal sogar mit warmem Wasser, und auf dem Bett aus Ästen, Zweigen mit Blättern (als Lattenrost und federnder Unterlage) sowie zwei Rinderfellen, habe ich sehr gut schlafen können. Die Toilette konnte ich irgendwo im Wald suchen und wie ich lernen durfte, gibt es dort sogar "Toilettenpapier", man muss nur aufpassen, dass man dazu nicht die falschen Blätter nimmt, kann sehr schmerhaft werden und ist mir leider passiert! Und nun bin ich auch noch stolze Besitzerin einer Kuh. Es ist noch eine sehr junge Kuh, aber sie wird wohl sehr bald kalben und wenn ich (vielleicht) in einem Jahr wiederkommen werde, hat sie vermutlich schon drei Kälbchen geworfen. Somit kann die Rinderzucht (dort ganz dem Zufall und dem Geschmack der Kühe überlassen) nun ein kleiner Nebenerwerb werden :-)
Massai Schwestern
Meine Schwestern...
Kühe, Schafe und Ziegen sind die Hauptnahrungsquelle, aber auch die Lebensgrundlage für den Handel, denn sie müssen die Tiere verkaufen, um Reis und Maismehl oder andere Grundnahrungsmittel zu kaufen. Feldbau wird kaum betrieben.
Die Jungen sammeln Holz...
... und hüten das Feuer.
Das Schlachten des Viehs ist Sache der Männer und wird in einiger Entfernung der Boma durchgeführt. Das Tier wird zu 100% verwertet und das frisch gebratene Fleisch darf von den Kriegern nur im Freien gegessen werden. Den Frauen wird das Fleisch in die Hütte gebracht (ich habe allerdings nicht gesehen was und wieviel, denn ich durfte als Ehrengast mit den Männern essen).
Das frische, noch warme Blut... angeblich eine Köstlichkeit, ich habe es nicht übers Herz gebracht!
Samwel

Keine Kommentare: