Samstag, 21. Februar 2009

Vier Wochen Sansibar - Ein Resumee

Ja, es ist wahr, ich habe ganze vier Wochen und einen Tag auf Sansibar verbracht und dies nicht bereut (obwohl es vielleicht wirklich ein bisschen lang war). Ein Grund war ja, dass ich das Festival miterleben wollte und mir die Zeit zwischendrin zu kurz erschien, um irgend etwas anderes zu machen. Ausserdem war Sansibar schon immer ein echtes Traumziel fuer mich, ohne zu wissen, was mich dort wirklich erwartet, hat schon der Name immer sehr anziehend und fast mythisch auf mich gewirkt. Und der Besuch des Festivals hat sich allemal gelohnt. Vier Tage sehr abwechslungsreiche und tolle Musik, von traditionellem Taarab ueber Hiphop, Raggae, Pop und jede Menge Fusion bis hin zu geplegtem Jazz aus Suedafrika. Und das ganze in herrlicher Kulisse des alten Forts und in voellig entspannter und zwangloser Atmosphere. Sansibar besteht aus zwei Inseln, die groessere Insel Unguja, die oft faelschlicherweise Sansibar genannt wird, und die etwas kleinere Insel Pemba. Die Bevoelkerung ist sehr stark muslimisch gepraegt (97%) und anfangs war ich fast abgestossen von den vielen, teilweise total verschleierten Frauen. Man sieht in Stonetown, der Medina von Sansibar Stadt, fast keine unverschleierten Frauen. Sogar die kleinsten Maedchen tragen schon Schleier und bei Schulmaedchen bildet es einen Teil der Schuluniform. Bei den ganz verschleierten Frauen faellt auf, dass es sich vornehmlich um sehr junge und, wie man unter den wallenden, aber durchaus koerpernahen Kleidern erkennen kann, sehr schoenen Frauen. Ein Spiel mit der Erotik? Interessanterweise trifft man naemlich abends in den Bars und Discotheken zu Hauf sehr knapp gekleidete Frauen, voellig unverschleiert! Aus zuverlaessiger Quelle habe ich, dass es sich dabei um genau dieselben Frauen handelt, die tagsueber im schwarzen Ninjakostuem durch die Strassen huschen. Fuer mich eine der vielen Widerspruechlichkeiten der islamischen Welt, wenn ich das so anmerken darf. Sehr angenehm schien mir jedoch mit der Zeit die grosse Toleranze, mit der man doch den Touristen begegnet. Manchmal ist die Toleranz wiederum so gross, dass man sich auch nur wundern kann. Alle waren immer sehr freundlich und hilfsbereit. Im Grund wird man ueberall wie eine Koenigin empfangen und behandelt. Ich finde es immer wieder beschaemend, wenn ich daran denke, wie es den Menschen aus Afrika bei uns zu Hause geht. Definitiv ist Sansibar jedoch eine Trauminsel mit dem feinsten und vor allem weissesten Sand, den ich jemals gesehen habe. Man braucht dort eine Sonnenbrille, so wie im Schnee. Dadurch dass am Strand doch meist ein angenehmer Wind blaest, ist es gut auszuhalten. In der Mittagshitze sollt man sich jedoch zurueckziehen. Das Wasser ist tuerkisblau und kristallklar, wie ich es bisher auch noch nie irgendwo gesehen habe. Und an einigen Stellen (vor allem in Kendwa) ist es so ruhig, dass man wie im Pool toll schwimmen kann. Man kann rund um Unguja und Pemba auch wunderbar tauchen, worauf ich aber diesmal verzichtet habe, erstens, weil es recht teuer ist und zweitens, weil ich immer mehr einen Widerwillen gegen das Tauchen verspuere, aehnlich wie beim Skifahren: einfach zuviel Aufwand fuer ein bisschen Kick. Einmal war ich Schnorcheln, und das war schon ganz toll, aber dann haben mich doch die Kosten von 50 - 75 US pro Tauchgang abgeschreckt. Jetzt bereue ich das schon ein bisschen, aber ich komme ja vielleicht wieder nach Sansibar. Ich brauche mein Geld jetzt fuer Kilimandscharo und Safaris rund um die Serengeti (Ngorogoro Krater!) Am liebsten war mir jedoch durch Sansibars Stonetown zu schlendern, durch das verwinkelte Gassenlabyrinth der Medina. Noch nach drei Wochen habe ich mich verirrt, wenn ich nicht bei den von mir ganz abgetrampelten Pfaden geblieben bin. Da kaum eine Strasse schnurgerade verlaeuft, die Abzweigungen selten im rechten Winkel sind und man durch die Enge der Gassen keine Anhaltspunkte am Horizont hat, befindet man sich tatsaechlich in einem Labyrinth. Es gibt allerdings immer wieder Leute, die sich einem anbieten und die den Weg zeigen (auch ungefragt aufdraengen). Am Ende muss man auch immer dafuer zahlen, und meist wird sogar nach mehr verlangt, wenn man vielleicht einen kleinen Obolus von selbst anbietet. Haeufige "Ausreden" sind dann, entweder moechte man Wasser kaufen, oder Medikamente oder einfach etwas zum Essen. Irgendwann ist mir auch einer aufgefallen, der mich ziemlich sicher dreimal um den Pudding gefuehrt hat, nur um mir zu zeigen, wie "weit" ich von meinem Ziel entfernt war und wie notwendig ich seine Hilfe benoetigte. Ich habe ihm nichts gegeben, weil mich das schlichtweg empoert hat. Auch sonst lungern an allen Ecken "papasi", Nepper und Bauernfaenger, die einem Touren oder Sonstiges aufdraengen wollen. Nachdem ich anfangs immer wieder versucht habe, ihnen hoeflich zu begegnen, waren sie irgendwann einfach nur noch Luft fuer mich. Wen wundert's? Tourismus korrumpiert und alle wollen teilhaben am grossen Kuchen. Also jeder wie er kann. Manchmal koennte ich daher alles was ich hier mache in Frage stellen. Aber es ist noch nicht ueberall gleichermassen schlimm.

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